Mühlenhaupt Museum Aktuelle Ausstellung
Kurt Mühlenhaupt Museum | Archiv vergangene Ausstellungen
Auch wenn die Ausstellung im Mühlenhaupt Museum schon wieder der Vergangenheit angehört, lässt sich jedoch sehr gut die Atmospäre nachempfinden, die man an diesem besonderen Ort erfahren kann. Aktualisierung folgt!
Angela Zohlen
Ausstellung "Spuren Elemente" bis 20. Juli 2014
„...die Malerin erzeugt ihre Bilder mit extremer Langsamkeit und verschafft damit dem Betrachter einen Zeitvorsprung."
Prof. Dr. Mönninger über den Entstehungsprozess von Angela Zohlen's Bilder.
o.T., Detail, Mischtechnik auf Leinwand,
Triptychon 300 x 100 cm
Gespannte Erwartung zur Eröffnungsreede von Prof. Dr. Michael Mönninger
Michael Mönninger Turbulenzen des Sichtbaren
Als eines der besonderen Kennzeichen der ästhetischen Moderne charakterisierte Peter Sloterdijk einmal das Phänomen, dass sich aus der jahrhundertelang praktizierten Interpretation des Kunstwerks heute das Kunstwerk der Interpretation geworden ist. Das heißt, dass viele zeitgenössische Werke derart auslegungs- und kommentarbedürftig sind, dass man fast den Eindruck bekommt, ihre Hauptaufgabe bestehe darin, sich der gültigen Auslegung durch Interpreten und Kritiker nicht allzu sehr zu widersetzen. Das hat zu einer weitverbreiteten Beschämung und Einschüchterung der Kunstbetrachter geführt, die sich nicht mehr trauen, ohne Zuhilfenahme autoritativer Deutung ein Urteil abzugeben.
o.T., 2014, Mischtechnik auf Leinwand,
Teil eines Triptychons
Kunst- und Raumwirkung im perfekten Einklang
Prof. Dr. Michael Mönninger
Angela Zohlens Bilder sind der älteren Kunst darin verhaftet, dass ihre Produktion sehr lange dauert.
Aber sie produzieren keinen einseitigen Zeitüberschuss beim Betrachter, sondern sind der modernen Kunst wiederum darin verwandt, dass man sie sehr lange betrachtet, um ihre Wirkung zu ergründen. Es herrscht somit ein Patt in der Zeitrelation zwischen der langsamen Produktion und der ebenso langsamen Rezeption, was zu einer Autonomie beider Seiten führt: Auch ohne die Vermittlung von Interpreten und Deutern kann sich jeder die Freiheit nehmen, das Schauspiel dieser eigenartigen Stillleben zu ergründen und zudem zu versuchen, die sinnliche Wahrnehmung in Sprache zu fassen.
Kulturort Feldsteinscheune
Aber selbstverständlich handelt es sich nicht um kinetische Zauberbilder mit eingebauten holografischen Tricks. Nicht die Bilder leben, sondern der Wahrnehmungsapparat und das Assoziationsvermögen der Betrachter. Angela Zohlens Bilder erzeugen keine illusionistischen Tiefenräume, sondern ziehen die Fragmente des Sichtbaren nach vorn auf die Fläche. Sie erzeugen eine Wahrnehmung, die die Silhouette zentraler Motive von den umgebenden Elementen nicht mehr unterscheidet. Der Blick dehnt sich flächig aus; die Tiefenschärfe wird gleichmäßig auf die Gesamtsituation verteilt.
Man kann hier an die Impressionisten des 19. Jahrhunderts denken, die die Struktur des Augenscheins auf die gesamte Bildfläche zerstreuten. Auf verwandte, aber ganz eigene Weise holt Angela Zohlen ihre Motive aus einer grundlosen Tiefe auf die Leinwand, die zuweilen wie ein Vexier- oder Kippbild ein stetiges Changieren zwischen Vorder-, Mittel- und Hintergrund entfaltet. Die Tiefenbezüge wandeln sich mit der Bewegung des Sehens.
Allgemein kann man die Veränderungen des Bildcharakters in der modernen Kunst als Verzeitlichung der Raumanschauung beschreiben, als Zurücktreten des Motivs zugunsten der Artikulation seiner Wahrnehmung, die zu einem neuen Bezug zwischen Betrachter und Bild führt. Anstelle eines neuen Zugangs zur äußeren Wirklichkeit hat die Moderne den Betrachter aus sich herausgeholt und seine Erfahrung vor die Bildfläche in die Beziehung zwischen Bild und Betrachter verlagert. Seitdem öffnen sich die Bilder auf den gemeinsamen Raum mit dem Betrachter hin.
o. T., Detail, 2013, Mischtechnik auf Leinwand, 190 x 100 cm
o. T., 2012, Mischtechnik auf Leinwand, 145x165 cm
o.T., 2014 Mischtechnik auf Leinwand, Diptychon 300 x 150 cm